Pressemitteilung des LandesSchülerRates Sachsen vom 4. August 2016
Mit der soeben beendeten Pressekonferenz und den Ausführungen der sächsischen Kultusministerin, Frau Brunhild Kurth, offenbart sich das systematische Versagen der sächsischen Staatsregierung endgültig. Jahrelange Einsparungen führten nun nach Auffassung des LandesSchülerRates (LSR) zum bislang größten Versagen der aktuellen Regierungskoalition.
Die als „Einstellungsrekord“ verkündeten Lehrerneueinstellungen sind weder ein Erfolg für das Ministerium, noch für das sächsische Bildungssystem generell. Die ohnehin knapp bemessenen 1.200 Lehrerstellen wurden mit 1.148 nicht ganz erreicht und decken vermutlich zwar den Bedarf, den die über 10.000 zusätzlichen Schülerinnen und Schüler in Sachsen erzeugen, lindern jedoch nicht den seit Jahren bestehenden Lehrermangel. Angesichts dessen, dass viele Lehrer in den nächsten Jahren mit 63 Jahren in Rente gehen werden, würden zum neuen Schuljahr mindestens neue 1.800 Lehrkräfte benötigt. 45 Prozent der neu eingestellten Lehrer besitzen keinen Lehramtsabschluss, was nach Auffassung des LandesSchülerRat Sachsen den Eindruck erweckt, dass Sparmaßnahmen vor die Aufgabe gestellt werden, an der Attraktivität des Lehrerberufes zu arbeiten. Zudem werden an Gymnasien nur vier, an Oberschulen 58 Prozent Seiteneinsteiger eingestellt, die Differenz lässt den Eindruck nach einem 2-Klassen-Schulsystem entstehen.
Der Vorsitzende des LSR, Friedrich Roderfeld, dazu:
Wir sind nicht dazu bereit, die prekäre Lage bei der Lehrerversorgung weiter hinzunehmen. Schließlich sind wir nicht die Verursacher dieses Problems, daher kann es nicht sein, dass wir dieses nun ausbaden müssen. Immerhin weisen einige Verbände und Gewerkschaften schon seit Jahren darauf hin. Die Möglichkeit, mit Seiteneinsteigern den Unterrichtsausfall abzufedern besteht zwar, ist aber suboptimal. Klar ist, dass ein Seiteneinsteiger nicht die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten für seinen neuen Beruf mitbringt, wie ein ausgebildeter Lehrer mit Universitätsabschluss. Wenn die Staatsregierung nun dauerhaft auf Seiteneinsteiger zurückgreift, liegt ein starker Qualitätsabfall nahe. Dennoch scheint man nicht bereit zu sein, den Lehrerberuf tatsächlich attraktiver zu gestalten, verprellt Studierende mit schärferen Regelungen im Referendariat und sorgt durch die Lehrerknappheit dafür, dass immer mehr Lehrer vorzeitig mit 63 in den Ruhestand gehen. Die Möglichkeit, an diesen Umständen etwas zu ändern, bestand für die Sächsische Staatsregierung immer wieder, jetzt wird abermals deutlich, dass man die benötigten finanziellen Mittel nicht in die Hand nehmen will, und das insbesondere auf Kosten der Schülerinnen und Schüler und anderen Schulbeteiligten.
Als Reaktion auf den in dieser Form vermutlich bundesweit einzigartigen Lehrermangel ruft der LandesSchülerRat Sachsen in Kürze zu einem landesweiten Aktionstag auf. In zahlreichen Städten und bei einer zentralen Großkundgebung in Dresden werden die Schülerinnen und Schüler der Staatsregierung verdeutlichen, dass sie nicht bereit sind, das kontinuierliche Versagen bei der Lehrerplanung länger hinzunehmen.
Bereits 2012 warnten tausende Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Bildet die Rettung – Rettet die Bildung!“ vor dem, was nun eingetreten ist. Konkrete Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lehrersituation geführt haben, sind seitdem nicht erkennbar gewesen. Der LandesSchülerRat Sachsen wird daher im Laufe der nächsten Woche konkrete Informationen zum landesweiten Aktionstag „Bildet die Rettung – Rettet die Bildung 2.0“ bekanntgeben. Schülerinnen und Schüler spüren die Auswirkungen der Lehrerminimierung am deutlichsten und werden als Zukunft des Landes durch die Staatsregierung in ihrer individuellen Entwicklung eingeschränkt.